Die Stimme
Die Stimme - unser ureigenes Instrument
Unsere Stimme: wir benutzen sie ständig ohne darüber nachzudenken. Wir haben sie einfach. Der erste Schrei, wenn wir auf die Welt kommen, benutzen wir sie im Reflex. Im weiteren Leben lernen wir mit der Stimme zu sprechen, Worte zu formulieren und uns mitzuteilen.
Sie ist unser Instrument, aus dem wir unendlich viele Töne und Klänge entlocken können. Wir können mit ihr schreien oder flüstern, jubeln oder weinen - und wir können mit ihr singen. Sie ist das Spiegelbild unserer Seele.
Der Stimmapparat und wie sie entsteht
Die Stimme ist kein Organ, sie existiert im Grunde nicht. Erst wenn wir tonmäßig aktiv werden, erklingt sie. Ein Zusammenspiel verschiedener Muskeln und Körperteile des Menschen ist erforderlich. Das Ein-und Ausatmen ist der Ursprung eines jeden Tons.
Wollen wir Töne erzeugen, müssen wir zunächst Luft eingeatmet und dann wieder über den Kehlkopf hinauspressen. Am Kehlkopf sitzen die Stimmlippen. Wenn die eingeatmete Luft wieder aus den Lungen gepresst wird, stößt sie auf einen Widerstand – auf die Stimmlippen. Die Luft drückt nun die elastischen Stimmlippen auseinander.
Durch die Geschwindigkeit mit der die Luft durch die enge Luftröhre strömt, entsteht nun an den geöffneten Stimmlippen ein Unterdruck, der dafür sorgt, dass diese durch den Sog wieder zusammengepresst werden. Dieses Wechselspiel von Öffnen und Schließen der Stimmlippen erzeugt den (Primär-)Ton oder auch Kehlkopfklang genannt.
Die Resonanzräume der Stimme
Damit der Ton nun für das menschliche Ohr hörbar wird, muss er in unserem Körper verstärkt werden. Diese Funktion erfüllen zunächst die Resonanzräume unseres Kopfes. Das sind Mund- und Nasenhöhlen und der Rachenraum. Sie sind eine Art Lautsprecher. Sprechen oder singen wir sehr laut oder schreien wir, kommt unser ganzer Körper als Resonanzraum zum Einsatz. Die Resonanzräume verstärken nicht nur die Töne, sondern bekommen durch sie ihren individuellen Klang.
Klang der Stimme
Die Klangfarbe – also das unverwechselbare Timbre einer menschlichen Stimme bildet sich durch die Anatomie und Beschaffenheit der Resonanzräume sowie der Mund- und Nasenhöhle. Zahnstellung, Zungengröße und Lippenform haben auf die Klangfarbe auch einen großen Einfluss.
Eine Darstellung der individuellen Klangfarbe von zwei unterschiedlichen Sängern, ist leicht zu erkennen, wenn beide das gleiche Musikstück singen. Es sind die gleichen Töne und trotzdem ist der totale Klang individuell.
Die Stimmlagen, hohe und tiefe Stimmen
Stimmen besitzen nicht nur einen individuellen Klang. Sie sind unterschiedlich hoch oder tief. Grundsätzlich gilt, je kürzer die Stimmlippen und je schmaler, desto höher die Stimme und umgekehrt.
Die Stimmlippen eines Neugeborenen sind etwa sechs Millimeter lang. Bei einer Frau mit einer Sopranstimme ca. 15 Millimeter. Bei einem Mann, der eine sehr tiefe hat, kann man bis 25 Millimeter messen.
Die Seele in der Stimme
Die Stimme eines Menschen ist unverwechselbar und trotzdem ist sie nicht jeden Tag gleich. An der Stimme erkennen wir, ob der Menschen traurig, depressiv, wütend, beleidigt oder euphorisch ist.
Je nach Gemütszustand benutzen wir die Funktionen unseres Stimmapparats unterschiedlich.
Sind wir depressiv, ist unsere Stimme schwach ohne großen Elan. Unserem Körper fehlt die Spannung – auch den Stimmlippen. Die Stimmlippen haben wenig Spannkraft, sich langsamer und unsere Stimme klingt tiefer und gehaucht und wird dadurch undeutlicher.
Anders, wenn wir guter Laune und voller Tatendrang sind. Wir sind angespannt, atmen tief ein und aus, sodass viel Druck auf die verkürzenden Stimmlippen kommt. Die Stimme klingt höher, die Töne sind deutlich klarer und lauter. Wenn die Stimmlippen also heftig schwingen, dann erzeugen sie einen hohen Ton. Schwingen sie eher langsamer, dann ist der Ton bedeutend tiefer.
Die richtige Atemtechnik ist wichtig
Was für das Sprechen gilt, gilt auch für das Singen. Beim Singen werden die Töne länger gehalten und die Vokale mehr gedehnt. Eine ganz besondere Bedeutung nimmt hierbei die Atemtechnik ein.
Nur die richtige Atemtechnik erlaubt die Steuerung des Atemdrucks und schafft den Raum im Körper, in dem die Stimme Volumen und Klang entfalten kann. Atmet man in den Brustkorb ein, füllt sich nur der obere Bereich der Lungenflügel und bläht den Brustkorb damit auf. Der untere Teil der Lunge ist wie abgeschnürt und bleibt ungenutzt. Versucht man so einen Ton hervorzubringen, klingt dieser verspannt und gepresst.
Das Geheimnis der richtigen Atemtechnik eines Sängers liegt im Bauch – genauer zu sagen beim Zwerchfell.
Atmet man in den Bauch, zieht die Bauchmuskulatur das Zwerchfell nach unten. Das Zwerchfell als Bindeglied zwischen Lunge und Bauchraum, zieht wiederum die Lungenflügel nach unten. So wird die einströmende Luft gleichmäßig in den Lungen verteilt, der Brustkorb bleibt entspannt.
Beim trainierten Sänger führt das Atmen in den Bauch zu einer Stärkung der Rückenmuskulatur bis zu den Schultern und Nacken.
Diese Körperhaltung wirkt auch auf den Kehlkopf und damit auf die Stimmlippen.
Beherrscht der Sänger diese Atemtechnik wird sein Körper zu einem großen Klangraum, wie der Körper eines Instruments. Die Stimmenergie wird umgewandelt in Klangenergie und führt durch die richtige Atemtechnik zu einem gestützten Ton.
Mit einer Kerze kann man dieses Phänomen demonstrieren.
Hält man eine Kerze vor den Mund, darf diese beim Singen nicht flackern.
Bei einer optimalen Tonproduktion wird die gesamte Strömungsenergie des Atems in Klang verwandelt.